Sachs

Sachs

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Sạchs 〈[saks] m. 1german. Kurzschwert, Dolch; oV Sax [<ahd. saks „kurzes Schwert, Messer“; → Säge]

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Sạchs,
 
1) Curt, Musikforscher, * Berlin 29. 6. 1881, ✝ New York 5. 2. 1959; lehrte 1919-33 an der Universität Berlin und war Leiter des Staatlichen Instrumentenmuseums, ging nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 nach Paris, 1937 in die USA, wo er an der New York University und der Columbia University wirkte.
 
Werke: Reallexikon der Musikinstrumente (1913); Handbuch der Musikinstrumentenkunde (1920); Vergleichende Musikwissenschaft in ihren Grundzügen (1930); Eine Weltgeschichte des Tanzes (1933); The history of musical instruments (1940); Rhythm and tempo. A study in music history (1953).
 
 2) Hans, Meistersinger und Dichter, * Nürnberg 5. 11. 1494, ✝ ebenda 19. 1. 1576; Sohn eines Schneidermeisters; besuchte die Lateinschule und begann mit 15 Jahren eine Schuhmacherlehre. 1511-16 auf Wanderschaft in Deutschland; wurde 1520 Meister. Stellte sich früh auf die Seite M. Luthers. In politischer und sozialethischer Hinsicht vertrat er die Normen der bürgerlichen Mittelschicht und distanzierte sich ebenso von aufrührerischen Bewegungen der Unterschicht wie von fürstlicher Tyrannei.
 
Sachs beherrschte vier literarische Gattungen: den Meistersang, das Spruchgedicht in der Nachfolge von H. Rosenplüt und H. Folz, das Spiel und den Prosadialog. Er schuf über 4 000 Lieder geistlichen und weltlichen Inhalts. Seine Spruchgedichte haben geistliche, historische, politische und schwankhafte Inhalte und sind teilweise parallel zu den Meisterliedern entstanden; am populärsten war »Die Wittenbergisch Nachtigall« (1523) mit einer volkstümlichen Darstellung der Lehre Luthers. In seinen mehr als 80 Fastnachtsspielen stand Sachs in der Nürnberger Tradition; in seinen etwa 130 Komödien und Tragödien dramatisierte er v. a. biblische und historische Stoffe, aber auch mittelalterliche Erzählungen. Im Prosadialog werden Probleme der Reformation und der richtigen Lebensführung von fiktiven Partnern diskutiert, wobei es Sachs darum ging, der städtischen Bevölkerung religiöse und weltliche Bildung nahe zu bringen und die Interessen des Handel treibenden Bürgertums durch die Propagierung von Frieden, Ordnung, Ehrbarkeit und Vernunft zu sichern. - Sachs geriet im späten 17. Jahrhundert in Vergessenheit, Anfang des 18. Jahrhunderts wurde er Gegenstand frühaufklärerischen Spotts. Die Neubewertung ging von C. M. Wieland und Goethe aus, mit R. Wagners Oper »Die Meistersinger von Nürnberg« (Uraufführung 1868) erreichte die Sachsrezeption einen Höhepunkt. Sachs' Werk gilt als ein bedeutendes Zeugnis der reichsstädtischen bürgerlichen Kultur des 16. Jahrhunderts.
 
Ausgaben: Werke, herausgegeben von A. von Keller u. a., 26 Bände (1870-1908, Nachdruck 1964, Registerband bearbeitet von R. A. Crockett, 1982); Ausgewählte Werke, herausgegeben von P. Merker u. a., 2 Bände (1961); Werke in 2 Bänden, bearbeitet von K. M. Schiller (31972).
 
 
E. Geiger: Der Meistergesang des H. S. (Bern 1956);
 B. Könneker: H. S. (1971);
 
H. S. u. Nürnberg, hg. v. H. Brunner u. a. (1976);
 N. Holzberg u. H. Hilsenbeck: H.-S.-Bibliogr. (1976);
 
H. S. Studien zur frühbürgerl. Lit. im 16. Jh., bearb. v. Maria E. Müller u. a. (Bern 1978);
 H. Krause: Die Dramen des H. S. Unters. zur Lehre u. Technik (1979);
 
H. S. u. die Meistersinger in ihrer Zeit, hg. v. G. Bott, Ausst.-Kat. (1981);
 Maria E. Müller: Der Poet der Moralität. Unterss. zu H. S. (Neuausg. Bern 1985);
 E. Bernstein: H. S. (1993);
 W. R. Berger: H. S. Schuhmacher u. Poet (1994);
 
Poet H. S. Leben - Zeit - Werk - Wirkung, bearb. v. G. Altmann (1997).
 
 3) Julius, Pflanzenphysiologe, * Breslau 2. 10. 1832, ✝ Würzburg 29. 5. 1897; wurde 1861 Professor an der landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf (heute zu Bonn), 1867 an der Universität Freiburg im Breisgau und 1868 in Würzburg. Sachs arbeitete über Ernährung, Assimilation, Einfluss von Wärme und Licht auf das Wachstum und die Blütenbildung; er war Begründer der neueren Pflanzenphysiologie.
 
Werke: Handbuch der Experimental-Physiologie der Pflanzen (1865); Lehrbuch der Botanik. .. (1868); Gesammelte Abhandlungen über Pflanzen-Physiologie, 2 Bände (1892-93).
 
 
E. G. Pringsheim: J. S., der Begründer der neueren Pflanzenphysiologie 1832-1897 (1932).
 
 4) [saks], Maurice, eigentlich M. Ẹttinghausen, französischer Schriftsteller, * Paris 16. 9. 1906, ✝ Hamburg 14. 4. 1945; führte ein ungeregeltes, zum Teil skandalerfülltes Leben, wurde von J. Maritain zum Katholizismus bekehrt; im Krieg zeitweise Gestapospitzel, dann im KZ, in einem Hamburger Gefängnis vermutlich ermordet. Romancier (»Alias«, 1935; »Le voile de Véronique«, herausgegeben 1959), Essayist und scharfsichtiger satirischer Chronist, besonders des Lebens außerhalb der Gesellschaft (Erzählungen: »Le sabbat«, herausgegeben 1946; deutsch »Der Sabbat«, auch unter dem Titel »Mein Leben ist ein Ärgernis«, und »La chasse à courre«, herausgegeben 1948; Essay: »Tableau des mœurs de ce temps«, herausgegeben 1954); er verfasste auch literarische Porträts (u. a. von A. Gide und J. Cocteau).
 
 5) Nelly, eigentlich Leonie Sachs, deutsch-schwedische Schriftstellerin, * Berlin 10. 12. 1891, ✝ Stockholm 12. 5. 1970; entstammte einer jüdischen Familie, floh 1940 nach Schweden, wurde schwedische Staatsbürgerin und lebte in Stockholm; gestaltete in ihren lyrischen und dramatischen Werken frei von Hass und Rachegedanken das Schicksal des jüdischen Volkes, das die menschliche Bedrohtheit dokumentiert; bilderreiche, rhythmisch bewegte, von tiefem Gefühl getragene und doch herbe Lyrik; auch Übersetzungen aus dem Schwedischen. 1965 erhielt sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1966 den Nobelpreis für Literatur (mit S. J. Agnon).
 
Werke: Lyrik: In den Wohnungen des Todes (1947); Sternverdunkelung (1949); Und niemand weiß weiter (1957); Flucht und Verwandlung (1959); Fahrt ins Staublose (1961); Glühende Rätsel (1964); Die Suchende (1966); Suche nach Lebenden (herausgegeben 1971); Teile dich Nacht (herausgegeben 1971).
 
Szenische Dichtungen: Zeichen im Sand (1962); Verzauberung (1970).
 
Erzählungen: Legenden und Erzählungen (1921).
 
Mysterienspiel: Eli (1951).
 
Ausgaben: Briefe, herausgegeben von R. Dinesen u. a. (1984); Gedichte, herausgegeben von H. Domin (11.-12. Tausend 1988); Paul Celan und N. Sachs. Briefwechsel, herausgegeben von B. Wiedemann (31994).
 
 
O. Lagercrantz: Versuch über die Lyrik der N. S. (a. d. Schwed., 1967);
 P. Kersten: Die Metaphorik in der Lyrik von N. S. (1970);
 W. A. Berendsohn: N. S. Einf. in das Werk der Dichterin jüd. Schicksals (1974);
 E. Bahr: N. S. (1980);
 H. Falkenstein: N. S. (1984);
 R. Dinesen: N. S. Eine Biogr. (a. d. Dän., Neuausg. 1994);
 D. Ostmeier: Sprache des Dramas - Drama der Sprache. Zur Poetik der N. S. (1997).

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Sạchs, Sax, der; -es, -e [mhd., ahd. sahs, eigtl. = Gerät zum Schneiden, Messer]: altgermanisches Messer, Kurzschwert.

Universal-Lexikon. 2012.

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